Zecke entfernenSommerzeit ist bekanntermaßen Zeckenzeit. Doch welche Gefahren gehen eigentlich genau von den lästigen Blutsaugern aus? Wie kann man sich vor ihnen schützen? Und vor allem: Wie reagiert man richtig, wenn sie schließlich doch zubeißen?

Diese und weitere Fragen rund ums Thema Zecken haben wir Dr. med. Ulrich Onken, Burgebracher Facharzt für Allgemeinmedizin, gestellt.

Seine Antworten – einschließlich einiger wertvoller Tipps – lest Ihr im folgenden Interview.


Wie gefährlich sind Zecken und welche Krankheiten können sie in Deutschland übertragen?
Dr. med. Ulrich Onken: Zecken übertragen die Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch ihren Stich: Die FSME ist trotz der Häufigkeit der Zeckenbisse eine sehr seltene Virusinfektion der Gehirnhaut. Regional sehr unterschiedlich ist nur ein kleiner Teil der Zecken Träger des Virus. Wie bei allen Virusinfektionen helfen hier keine Antibiotika, eine vorbeugende FSME-Imfung kann sie jedoch verhindern.
Außerdem übertragen sie die Borreliose: das ist eine sehr viel häufigere bakterielle Infektion, die als Hautinfektion beginnt, daher relativ leicht zu diagnostizieren und sehr gut mit Antibiotika behandelbar ist. Unbehandelt kann die Borreliose alle Organe, vor allem aber das Nervensystem und die Gelenke befallen und so zu schweren Schäden führen.


Wie wahrscheinlich ist eine Infektion nach einem Zeckenbiss?
Dr. med. Ulrich Onken: Die FSME ist sehr selten, selbst in Gebieten mit relativ hoher Verbreitung ist nur ein kleiner Teil der Zecken Träger des Virus und damit möglicher Überträger.

Die Borreliose ist relativ häufig, aber bei aufmerksamen Patienten eben auch gut behandelbar: Da Zecken nicht sofort zustechen, sondern auf der Suche nach einer geeigneten Stichstelle zunächst auf dem Körper bzw. der Kleidung umher laufen, können sie durch regelmäßiges Absuchen bereits vor dem Stechen entfernt werden. (Quelle: Robert-Koch-Insttut=RKI)


Dr. Ulrich Onken

Dr. med. Ulrich Onken

Kann ich mich gegen mögliche Krankheiten impfen lassen?
Dr. med. Ulrich Onken: Siehe oben: die normalerweise gut verträgliche Impfung ist gegen FSME möglich, gegen die Borreliose gibt es keinen Impfstoff, dafür wirken hier verschiedene Antibiotika sehr gut.


Ist eine Impfung gegen FSME bei Kindern sinnvoll?
Dr. med. Ulrich Onken: Ja, absolut, schließlich spielen sie gerade bei uns auf dem Land viel im Garten oder besuchen den Waldkindergarten.


Wie wird eine Zecke richtig entfernt?
Dr. med. Ulrich Onken: Um eine Infektion mit FSME zu vermeiden, sollte die Zecke sobald wie möglich herausgezogen werden. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut.

Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.(RKI)


Was mache ich, wenn ich die Zecke entfernt habe?
Dr. med. Ulrich Onken: Bißstelle mit Desinfektionsspray einsprühen und in den nächsten Tagen und Wochen täglich kontrollieren: bei Auftreten einer Rötung/Entzündung oder eines geröteten Ringes, der immer größer wird („Wanderöte“), unbedingt den Hausarzt aufsuchen.


Sollte ich mit einem Zeckenbiss zum Arzt?
Dr. med. Ulrich Onken: Das ist grundsätzlich sinnvoll wegen der sterilen Instrumente des Hausarztes bei Notwendigkeit der vollständigen Entfernung aller Zeckenreste, in jedem Zweifelsfall sowieso.


Was raten Sie unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern?
Dr. med. Ulrich Onken: Schutz durch feste Kleidung und Repellentien (in jeder Apotheke erhältlich). Nach Garten-, Wald- und Wiesenaufenthalt Kleidung und Haut – gegebenenfalls gegenseitig – gründlich nach Zecken absuchen.


Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. med. Ulrich Onken!