Im Laufe des gestrigen Nachmittages wurde bekannt, dass bei der Standortsuche für die Justizvollzugsanstalt Bamberg ein Grundstück im Markt Burgebrach favorisiert wird, welches nach erster Prüfung für den geplanten Ersatzneubau gut geeignet sei.

„Bevor wir eine endgültige Standortentscheidung treffen können, muss freilich noch ein baufachliches Gutachten eingeholt werden. Sollte das Gutachten die Eignung des Grundstücks bestätigen und der Haushaltsgesetzgeber die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen, können wir aber zeitnah grünes Licht für eine neue Justizvollzugsanstalt Bamberg-Burgebrach geben!“, äußerte sich Bayerns Justizminister Bausback zum geplanten Ersatzneubau der Bamberger Justizvollzugsanstalt in Burgebrach.

Zu diesem Thema konnten wir ein exklusives Interview mit Bürgermeister Johannes Maciejonczyk führen.

meinBurgebrach: Wie schätzen Sie die Entscheidung des Justizminsteriums ein und was würde eine Justizvollzugsanstalt für die Marktgemeinde Burgebrach bedeuten?
Johannes Maciejonczyk: Zunächst einmal ist das eine sensationell gute Nachricht für die gesamte Region und für die Marktgemeinde Burgebrach im Besonderen. Bei dieser Neuansiedlung handelt es sich bei einem Volumen von geplanten 60-80 Millionen Euro um die größte Investition, die der Freistaat Bayern jemals im Landkreis Bamberg getätigt hat. Dass Burgebrach hier Berücksichtigung findet, freut uns alle sehr und unterstreicht einmal mehr die Zentrumswirkung unserer Marktgemeinde im gesamten westlichen Landkreis.

Ich freue mich, dass in einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Marktgemeinderates das Gremium vorab die Entscheidung mit großer Zustimmung positiv bewertet hat. Ich möchte aber, auch um dem Ganzen nach heutigem Erkenntnisstand eine zeitliche Einordnung geben: Wir stehen mit dieser Richtungsentscheidung ganz am Anfang eines Projektprozesses. Was nun folgt ist eine routinemäßige Baugrunduntersuchung. Erst danach beginnt die konkrete Planung, bei deren Dauer man von 2-3 Jahren ausgeht. Eine anschließende Bautätigkeit ist nochmals mit mindestens drei Jahren veranschlagt.

meinBurgebrach: Welche Vorteile verbinden Sie mit einer Neuansiedlung einer JVA?
Johannes Maciejonczyk: Der offensichtlichste Vorteil ist natürlich die Schaffung von mehr als 140 konjunkturunabhängigen Arbeitsplätzen, die direkt bei der neuen Justizvollzugsanstalt angesiedelt sein werden, wovon übrigens mehr als die Hälfte der Stellen völlig neu entstehen wird. Dies kann auch für einige Bürger unserer Marktgemeinde eine echte berufliche Zukunftsperspektive werden. Es gibt ja bereits einige Mitbürger/-innen die in vergleichbaren Einrichtungen tätig sind.

Es gibt aber auch eine ganze Reihe weiterer Vorteile, die aus dieser Ansiedlung erwachsen. Neben den genannten Arbeitsplätzen werden weitere Arbeitskräfte im Umfeld der Anstalt entstehen, es ist ein deutlicher Impuls für die regionale und örtliche Wirtschaft zu erwarten, Bedienstete und Fachkräfte werden zuziehen.

Ganz gezielt streben wir weitgreifende infrastrukturelle Verbesserung an. Der Ausbau unserer Staatsstraßen zur zügigeren Autobahnanbindung sowie auch die innerörtliche Verkehrserschließung bzw. –verbesserung, sind Aspekte, die eng mit der Neuansiedlung verbunden sind und einen deutlichen Mehrwert für jeden einzelnen Bürger haben. Diese Standortentscheidung ist das Einfallstor, um mit den zuständigen staatlichen Stellen dahingehend in Verhandlung kommen zu können.

Und natürlich hat das Projekt direkt wie indirekt auch positive Auswirkungen auf den Haushalt des Marktes Burgebrach sowie der Verwaltungsgemeinschaft. Wenn man alleine an die zu erwartenden Herstellungsbeiträge für die Erschließung des Grundstücks denkt, ist hier mit siebenstelligen Einnahmen zu rechnen.

Dass die Zentrumsfunktion Burgebrachs durch eine Neuansiedlung unterstrichen wird, steht außer Frage. In der Neuerarbeitung des Landesentwicklungsplanes ist die Berücksichtigung als Unterzentrum entscheiden für zukünftige Fördergelder in allen Bereichen. Dies ist durch diese Neuansiedlung ein Stück mehr in greifbare Nähe gerückt.

meinBurgebrach: Wo liegt das Grundstück, welches für den geplanten Ersatzneubau der JVA Bamberg in Frage käme?
Johannes Maciejonczyk: Das betreffende Grundstück liegt im Industriegebiet Ost II und somit am Ortsrand unserer Marktgemeinde. Von Bamberg aus kommend, südlich der Bundesstraße 22, stehen insgesamt 17 Hektar Fläche zur Verfügung. Es handelt sich dabei nicht wie am Donnerstag im Fränkischen Tag falsch dargestellt um die Flächen im vorderen Bereich direkt an der B22, sondern um die zurückliegenden Flächen südlich der Straße Kapellenfeld nahe dem Hang.

meinBurgebrach: Wie sieht es mit Vorbehalten in der Bevölkerung aus?
Johannes Maciejonczyk: Zunächst freue ich mich über die vielen positiven Rückmeldungen und auch Glückwünsche zu diesem Projekt. Es ist tatsächlich eine historische Chance.

Ich kann aber selbstverständlich auch verstehen, dass die Neuansiedlung einer Justizvollzugsanstalt bei einem Teil unserer Bürgern auf der emotionalen Ebene zunächst auch mit Unbehagen bzw. Sorgen verbunden ist. Wir nehmen das sehr ernst und bieten gerne auch das Gespräch an, um aufzuklären und so vlt. auch Vorbehalte auflösen zu können.

In der Sache selbst möchte ich vorweg ganz allgemein darauf verweisen, dass es wohl kaum eine andere Einrichtung gibt, die so sehr Symbol für das Thema „Innere Sicherheit“ ist und zudem die Handlungsfähigkeit des Rechtsstaates beweist und verkörpert. Angereichert wird diese ganz allgemeine Aussage mit ganz konkreten Erfahrungen beispielsweise aus Ebrach und Bamberg. Dort liegen die bestehenden Anstalten mitten im Ort bzw. der Stadt, ohne dass es Anlass zur Sorge bei der unmittelbar benachbarten Bevölkerung gab oder man beispielsweise Angst um seine schulpflichtigen Kinder, die an den Standorten beschult wurden, haben musste. Der Betrieb läuft dort seit Jahrzehnten völlig problem- und geräuschlos.

Zur Bewertung muss man zudem wissen, dass nach amtlichen Erhebungen und auch in der täglichen Erfahrung die Ausbruchrate bayernweit gegen Null geht. Zudem sollen in der für Burgebrach geplanten Einrichtung als Nachfolgeeinrichtung der JVA Bamberg gemäß dem Bayerischen Vollstreckungsplan und damit gesetzlich geregelt nur Freiheitsstrafen bis maximal 2 Jahren vollstreckt werden. Bei einer Rücksprache mit dem Leiter der JVA Bamberg, Herrn Mann, wurde bestätigt, dass die durchschnittliche Verweildauer der Häftlinge auch noch deutlich unter der Höchstdauer bei ca. 9 Monaten liegt.

meinBurgebrach: Wie geht’s weiter?
Johannes Maciejonczyk: Wie anfangs gesagt, wir sind ganz am Anfang eines langen Entwicklungsprozesses. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Informationen stets weitergeben und damit größtmögliche Transparenz schaffen. Deshalb wird es selbstverständlich bei der nächsten Marktgemeinderatssitzung – und wann immer es neue Informationen gibt – einen aktuellen Sachstandsbericht geben. Weiterhin wird sicher eine Bürgerversammlung stattfinden. Den genauen Zeitpunkt werden wir festlegen, sobald sich die Dinge weiter konkretisiert haben. Bis dahin stehen wir natürlich jederzeit Rede und Antwort.

Zusammenfassendes Statement
Die Neuansiedlung einer JVA in Burgebrach ist sicherlich ein Meilenstein in der Entwicklung unseres Ortes. Es ist wichtig und richtig, dass wir dieses Thema ausführlich besprechen und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Bei aller nachvollziehbaren, auch emotionalen Bewertung im ersten Moment, wünsche ich mir eine besonnene Diskussion, welche die Fakten nüchtern bewertet. Diese fördern in großer Übereinstimmung der politischen Mandatsträger im Gemeinderat ohne die Sorgen zu vernachlässigen dennoch deutlich die Chancen zu Tage.

meinBurgebrach: Vielen Dank für das Interview!