Burgebrach. Wenn ein Chor feiert, darf die Musik nicht fehlen. Der Männerchor Gesangverein im Steigerwald Burgebrach machte von dieser klangvollen Regel am Samstag keine Ausnahme: Mit einem abwechslungsreichen Jubiläumskonzert beging er in der Steigerwaldhalle sein 160-jähriges Bestehen.

Die Feierlichkeiten begannen mit einem Festgottesdienst, zelebriert von Domkapitular Dr. Norbert Jung und Pfarrer Ulrich Rauh von der Evangelischen Kirchengemeinde, musikalisch umrahmt vom Bamberger Domchor und dem Domorganisten Markus Willinger. Das Singen, so Dr. Jung in seiner Predigt, verbinde, stifte Gemeinschaft, es vertiefe die Zusammengehörigkeit und beim gemeinsamen Gesang in einer Gruppe oder im Chor verspüre man auch noch Harmonie. Und schließlich stellte der Geistliche auch noch fest, dass Singen wie Beten sei und darum habe Kirchenvater Augustinus sogar festgestellt: „Wer singt, betet doppelt.

Mit seiner 800-jährigen Geschichte ist der Domchor einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands. Die jungen Sänger, unterstützt von Sängerinnen der Mädchenkantorei, unter der Leitung von Domkapellmeister Werner Pees waren der Einladung des Gesangvereins gefolgt. Am Samstag war der Chor zu Gast in der Pfarrkirche St. Vitus in Burgebrach. Sogar der oft zitierte „letzte Platz“ blieb nicht leer, wer im Kirchenraum keinen Platz mehr gefunden hatte, der wich auf die Empore aus. Es erklangen die Missa Mater admirabilis von Peter Griesbacher, sowie Motetten von Lajos Bárdos und Johann Crüger. Das war ein Hörvergnügen der Extraklasse – Worte reichen wohl nicht aus, um diesen Wohlklang zu beschreiben. Das war Hörgenuss vom feinsten, das waren Gänsehautmomente.

 

Ein Streifzug aus 160 Jahren Chormusik

Ein Ohren- und Augenschmaus„, so haben sich die Besucher des Jubiläumskonzerts in der Steigerwaldhalle am Samstagabend begeistert geäußert. Sie singen gut und singen gern, die Sänger des Männerchores Burgebrach. Und zwar schon seit 160 Jahren: Mit einer musikalischen Reise durch die Chorliteratur feierten sie am Samstagabend unter der Leitung von Reinhold Stubrach ihren runden Geburtstag. Als Conférencieuse durchs Programm führte die charmante Johanna Neser.

Den Auftakt des Konzertabends in der Steigerwaldhalle machte das Bläser-Quintett unter der Leitung von Claus Thaler mit der Glückwunschkantate: „Auf, schmetternde Töne der muntern Trompeten“ von Joh. Sebastian Bach.

Der Vorsitzende Jürgen Schmitt begrüßte dazu die Gäste, darunter Ehrengäste aus Politik, Kultur und Vertreter der christlichen Konfessionen, im fast voll besetzten Saal der Steigerwaldhalle.
Gegründet wurde der Verein am 21. November 1858. Was seither geschah, erfuhren die Besucher im Zeitraffer vom Vorsitzenden.

Ihr seid eine Bereicherung für Burgebrach und darüber hinaus„, lobte der Erste Bürgermeister und Schirmherr Johannes Maciejonczyk in seiner humorvollen, kurzweiligen Festrede das musikalische Engagement der Sänger.

International präsentierte sich die Frauenvokalgruppe Frequenzia. Die „Power Frauen“ beeindrucken mit ihrem harmonischen Stimmsound. Sie mögen es anspruchsvoll, herzergreifend, groovy und manchmal auch schnulzig. Ihre Musikstücke begeistern, das Repertoire ist breit gefächert, ihre Bühnenpräsenz ist locker, authentisch und einfach stark! Und dies alles mit einer einzigen Chorleiterin: Jasmin Steiner, die den Chor leitet, inspiriert und inszeniert.

Die Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger präsentieren sich in Höchstform. Bunte Vielfalt an Musikgenres wurde präsentiert. Das reichte von bekannten Volksliedern über moderne Schlager und Popmusik bis hin zu Oper- und Operettenmelodien.

 

Doch was hörten und sangen die Musikfreunde eigentlich vor 160 Jahren?

Mal zart, mal temperamentvoll. Schon der erste Programmpunkt ließ dabei aufmerken: „Schubert’s – Die Nacht (wie schön bist du)“ wechselte in ausdrucksvolle Dynamik zwischen andächtigem Piano und majestätischem Forte.

Mit dem Volkslied „Der Lindenbaum (Am Brunnen vor dem Tore)“ von Friedrich Silcher führten die Männderstimmen in die Stimmung der Idylle ein: leise, gebundene, wellenartig auf- und abschwellende triolische Stimmbewegungen stellen offensichtlich das leise Rauschen des Windes in den Blättern des Lindenbaumes dar.

Aus weichem, romantischem Beginn entfaltete sich nach Friedrich Silcher’s „Das Schifferlied (Es löscht das Meer die Sonne aus.)“ an die Zuhörer. Mit innig ausgekosteten Harmonien zeichnete der Jubiläumschor in dem beliebten Chorsatz ein berührendes, durchaus nachdenklich stimmendes Bild eines Lebens fernab von Stress und Alltagshektik. Mit viel Sangslust brachte der Chor den Jägerchor aus der Oper „Der Freischütz“ zum Klingen, gefolgt vom „Chor der Gefangenen“ aus Verdis Nabucco zu Gehör.

 

Weiter ging die musikalische Reise

Doch die Männer aus Burgebrach können auch anders: mit dem britischen Folksong „Kennst du John Peel“ ein Lied über einen Jäger aus der Gegend von Cumbria – eine Grafschaft im Nordwesten von England. Temperamentvoll und mit sattem Chorklang jagten die Sänger die Reiter und eine Horde von Hunden mit vollem Gebell, gefolgt von Jägern zu Pferd und dem „Fußvolk“ durch den Saal.

Natürlich durfte bei dem abwechslungsreichen Jubiläumsprogramm der Wein – wenn auch nur musikalisch – nicht zu kurz kommen. Unter anderem erklang „Aus der Traube in die Tonne“ von Kurt Lissmann, ein ausgesprochen vielseitiger Meister der Vokalmusik.

 

Singen im Chor soll in erster Linie Spaß machen!

Männergesangsvereinen wird ja im Allgemeinen nachgesagt, nicht gerade ein Quell an Heiterkeit zu sein. Bei den Burgebracher Männern ist das anders.
Eine Chorprobe ohne Lachen ist eine verschenkte Probe„, so die Sänger.
Und dabei muss sich ein Chor nicht immer ganz ernst nehmen. Nein, die Männer können auch selbstironisch. Nicht jeder Männerchor würde in einem Jubiläumskonzert „Wir sind die alten Säcke“ vortragen. Zeit auch für ein klein wenig Selbstironie.

Mit dem Erzgebirgischen Volkslied “ ‚S ist Feierabend, das Tagwerk ist vollbracht“, verabschiedete sich der Jubilar bei seinen Gästen. Die zahlreihen Besucher bedankten sich bei den Mitwirkenden mit einem langanhaltenden Applaus und versprachen wiederzukommen, wenn der Gesangverein im Steigerwald Burgebrach e.V. wieder zu einem Konzert einlädt.

 

Mitwirkende waren:

Big Band der Ebrachtaler Musikanten – Leitung: Lucia Thienel
Bläser Quintett der Ebrachtaler Musikanten – Leitung: Claus Thaler
Frauenvokalgruppe Frequenzia – Chorleitung: Jasmin Steiner
Gesangverein im Steigerwald Burgebrach e.V. – Chorleitung und musikalische Gesamtleitung: Reinhold Stubrach
Moderation: Johanna Neser

 

Text: Jürgen Schmitt